Von München nach Shanghai in Lufthansas neuer Premium-Kabine
Anfang November konnten wir Lufthansas neues Premium-Produkt, die Allegris First Class, selbst erleben – auf einem Flug von München nach Shanghai im Airbus A350. Die neue Kabine ist eines der spannendsten Produkte, das Lufthansa seit Jahren vorgestellt hat, und entsprechend groß war unsere Vorfreude auf diesen Flug. In diesem Beitrag teilen wir unsere Eindrücke zur Suite und zum gesamten First-Class-Erlebnis – sowohl an Bord als auch am Boden.

Die Buchung
Unsere Reise nach Shanghai begann ganz anders als geplant. Ursprünglich hatten wir einen Flug in der Lufthansa First Class von Frankfurt nach Shanghai gebucht – in der Boeing 747-8 und damit klassisch ganz vorne in der Nase mit dem älteren First-Class-Bordprodukt. Doch etwa ein halbes Jahr vor Abflug änderte Lufthansa überraschend das Fluggerät: Statt der 747-8 sollte nun eine Boeing 747-400 auf der Strecke eingesetzt werden – und dieses Modell verfügt über keine First Class. Damit war unsere ursprüngliche Buchung hinfällig.
Lufthansa schlug daraufhin verschiedene Alternativen vor. In die engere Auswahl kamen für uns zwei Optionen:
- Über Zürich in der SWISS First Class
- Über München in der neuen Lufthansa Allegris First Class
Die Entscheidung fiel schnell auf das Allegris-Produkt, da es zu diesem Zeitpunkt besonders exklusiv war und weder mit Meilen noch mit Voucher-Upgrades regulär buchbar war.
Bei unserer ursprünglichen Meilenbuchung hatten wir uns für den damals noch angebotenen Flex Plus Tarif entschieden. Dieser erforderte zwar mehr Meilen, senkte aber die zu leistenden Zuzahlungen deutlich, was ihn besonders attraktiv machte. Dank der Vorteile des Senator Companion Awards – bei dem die zweite Person nur 50 % der Meilen benötigt – konnten wir den Flug inklusive Zubringer für 103.500 Miles & More Meilen + 127,70 € Steuern und Gebühren pro Person buchen.
Zubringer und Service am Boden
Unser Zubringerflug nach München startete in Köln und wurde von Lufthansa CityLine mit einem CRJ-900 durchgeführt – ein solides, aber wenig spektakuläres Business-Class-Produkt. Der Flug selbst ist normalerweise nichts, worüber man lange schreiben würde. Spannend wurde es allerdings beim Ankommen in München.
Da der CRJ-900 häufig auf einer Außenposition parkt, bedeutet das für die meisten Passagiere nach der Landung erst einmal eine Busfahrt zum Terminal. Für First-Class-Gäste sieht der Ablauf jedoch ganz anders aus: Statt in den Bus zu steigen, wurden wir direkt am Flugzeug von einem BMW i7 abgeholt. Die persönliche Fahrt über das Vorfeld bis zur Lufthansa First Class Lounge macht das Umsteigen trotz Außenposition nicht nur angenehm, sondern tatsächlich zu einem kleinen Highlight.
Mit knapp drei Stunden Umsteigezeit blieb genügend Zeit, den Aufenthalt in der Lounge wirklich zu genießen. Beim Abendessen im Restaurantbereich entschieden wir uns von der vielfältigen Karte für das Wiener Schnitzel, das hier ein echter Klassiker ist. Auch das traditionelle First-Class-Badeentchen durfte nicht fehlen. Ein kleines Detail, das den Aufenthalt charmant abrundet, bevor es schließlich zum Boarding unseres Fluges ging.





Kabine & First-Class-Suite
Die neue Allegris First Class unterscheidet sich deutlich von der bisherigen Lufthansa First Class in der Boeing 747-8, Airbus A340-600 oder Airbus A380, in denen jeweils acht Sitzplätze verbaut waren. Im Airbus A350 setzt Lufthansa jetzt konsequent auf Exklusivität: Die neue Kabine bietet lediglich drei bzw. vier First-Class-Gästen Platz – ein drastischer Schritt hin zu mehr Privatsphäre und persönlichem Service.
Die Konfiguration besteht aus zwei Fenster-Einzelsuiten auf den Plätzen 1A und 1K sowie einer Doppelsuite in der Mitte auf den Plätzen 1D und 1E. Die Doppelsuite kann entweder regulär zu zweit gebucht werden oder – falls man alleine reist – zusätzlich zum eigenen Ticket mit einer Zuzahlung erworben werden. Diese liegt je nach Flugdistanz zwischen 1.900 € und 2.900 €.
Für unseren Flug entschieden wir uns im Voraus für die beiden Fensterplätze 1A und 1K. Gleichzeitig hofften wir darauf, dass die Doppelsuite unbesetzt bleiben würde, um eventuell spontan wechseln zu können. Bis kurz vor Boarding sah es tatsächlich so aus, als wären wir die einzigen Gäste in der First Class. Kurz vor Abflug wurde jedoch ein weiterer Passagier von der Warteliste bestätigt und schließlich auf 1D/1E, die Doppelsuite, gesetzt. An Bord fragten wir ihn freundlich, ob er lieber einen Fensterplatz hätte und mit Sitzplatz 1K tauschen möchte – und glücklicherweise sagte er zu.
Somit ging unser Plan auf: Wir hatten sowohl den klassischen Fensterplatz 1A als auch die Doppelsuite auf 1D/1E zur Verfügung und konnten das neue Allegris-Produkt aus zwei Perspektiven erleben.
Sitz & Features
Die neue Allegris First Class verfolgt ein vollkommen anderes Konzept als die bisherige Lufthansa First Class: Statt offener Sitzlandschaften setzt man nun auf vollständig schließbare Suiten, die deutlich mehr Privatsphäre bieten als alles, was man bisher von Lufthansa kannte.
Der Fensterplatz 1A (und 1K) bietet den klassischen First-Class-Look: ein großzügiger Sessel, direkter Blick zum Fenster und sehr viel persönlicher Raum. Die Suite ist vollständig verschließbar und hoch umzäunt, sodass man selbst bei geöffneter Tür kaum wahrgenommen wird. Besonders beeindruckend ist das Raumgefühl – der Sitz ist enorm breit, gut gepolstert und lässt sich stufenlos in jede Position verstellen.
Die Doppelsuite ist das Herzstück des neuen First-Class-Produkts. Ideal für Paare – oder für Solo-Reisende, die sich den Luxus gönnen möchten, mehr Platz als in jeder anderen First-Class-Suite der Lufthansa zu haben. Wichtig zu wissen: Die beiden Sitze sind nicht identisch groß. Einer der beiden ist spürbar schmaler, sodass die verfügbare Fläche insgesamt kleiner ausfällt, wenn die Doppelsuite zu zweit genutzt wird. Wer zu zweit reist, hat somit deutlich weniger Platz als bei der Belegung zweier einzelner Fenster-Suiten.
Ein besonderer Vorteil unserer Sitzkombination: Sowohl 1A als auch 1D/1E öffnen zur gleichen Gangseite. Dadurch entsteht – sobald die Türen geöffnet sind – ein zusammenhängender privater Bereich, der sich fast wie ein kleines Apartment im Flugzeug anfühlt.
In Bezug auf Technik, Stauraum direkt am Sitz und weitere Details hat Lufthansa die Qualität und Funktionalität deutlich verbessert. Ein Eyecatcher ist der neue verbaute Bildschirm: hell, hochauflösend und deutlich größer als in früheren First-Class-Kabinen. Er lässt sich entweder per Touch bedienen (in unserem Fall nur in der Einzelsuite funktionsfähig) oder über eine moderne Fernbedienung direkt am Sitz steuern. Auch beim Stauraum wurde nachgebessert. Unter dem Ottoman befindet sich ein deutlich größeres Fach, in dem sogar Handgepäckkoffer problemlos Platz finden. Zusätzlich gibt es einen kleinen, schmalen Kleiderschrank in der Seitenwand der Suite. Was jedoch fehlt, ist der großzügigere Kleiderspind im vorderen oder hinteren Bereich der Kabine, wie man ihn aus der B747-8 oder dem A380 kennt. Abgerundet wird der Sitz durch die Möglichkeit des Wireless Charging neben klassischen Stromanschlüssen sowie ein Ambient-Lighting-System, das warmes, farblich anpassbares Licht erzeugt und der Suite ein angenehm wohnliches Ambiente verleiht.





Essen & Getränke sowie Service an Bord
Kulinarisch und servicetechnisch hat der Flug einen durchweg starken Eindruck hinterlassen – nicht zuletzt dank einer herausragenden Kabinencrew. Selten zuvor haben wir auf einem Lufthansa Flug ein Team erlebt, das so aufmerksam, herzlich und zugleich professionell agiert hat. Die beiden Flugbegleiter(innen), die für uns zuständig waren, hatten sichtlich Freude an ihrem Job und schafften eine Atmosphäre, in der man sich von der ersten Minute an willkommen fühlt.
Beim Boarding wurden wir mit einem Glas Champagner begrüßt. Kurz nach dem Start folgte ein kleiner Gruß aus der Küche, bevor der Kaviarservice den offiziellen Auftakt des Menüs bildete. Anschließend wurden die Vorspeisen sowie die Hauptgänge serviert, die geschmacklich wie qualitativ überzeugten. Als Dessert hätte eigentlich Kaiserschmarrn auf der Karte gestanden. Dieser war jedoch auf unserem Flug nicht geladen – der einzige kleine Kritikpunkt des ansonsten hervorragenden Serviceerlebnisses. Da wir zuvor bereits in der Lounge zu Abend gegessen hatten, entschieden wir uns dafür, ein anderes Dessert auszulassen.
Etwa zwei Stunden vor Landung folgte das Frühstück: Die Auswahl war vielfältig, frisch und qualitativ auf First-Class-Niveau. Beide Mahlzeiten – Abendessen und Frühstück – nahmen wir gemeinsam am Fensterplatz ein. Die zweite Person findet ausreichend Platz auf dem Ottoman und der großzügige Tisch bietet mehr als genug Fläche für ein entspanntes Essen.




Schlafkomfort & Entertainment
Obwohl es sich um einen Nachtflug handelte und wir das Unterhaltungssystem daher nur kurz ausprobiert haben, hinterließ es einen guten ersten Eindruck: Der Bildschirm ist gestochen scharf, reagiert schnell und bietet eine moderne, übersichtliche Menüführung. Das WLAN – Gäste der First Class erhalten einen kostenfreien Voucher – funktionierte während des gesamten Fluges einwandfrei und ohne spürbare Unterbrechungen.
Der Schlafkomfort in der Doppelsuite war hervorragend. Nachdem wir mit dem Abendessen fertig waren, verwandelte die Crew die Suite in ein großzügiges Doppelbett. Lufthansa verwendet hierfür wie auch sonst schon eine separate, weich gepolsterte Matratzenauflage, die den Sitz vollständig ausgleicht und eine angenehm ebene Liegefläche schafft. In Kombination mit der großen Breite der Suite, der hohen Privatsphäre und dem ruhigen Ambiente der Kabine konnten wir ausgesprochen gut schlafen – ein deutlicher Mehrwert gegenüber den bisherigen Sitzen der First Class der Lufthansa. Neben dem Amenity Kit erhalten First-Class-Gäste zusätzlich einen hochwertigen Pyjama sowie Slipper, die das Gesamterlebnis noch angenehmer machen und für echten Hotel-Charakter an Bord sorgen.



Ankunft in Shanghai
Die Ankunft in Shanghai war genauso reibungslos wie der Rest des First-Class-Erlebnisses. Direkt am Gate wurden wir von einer Mitarbeiterin in Empfang genommen und persönlich durch den gesamten Einreiseprozess begleitet. Dank der separaten Führung ging es fast ohne Wartezeiten durch die Passkontrolle. Auch beim Gepäck zeigte sich ein funktionierender Priority Service: Unsere Koffer wurden als erste ausgeladen und uns direkt am Gepäckband übergeben, als wir dort ankamen. Insgesamt verlief die Ankunft außergewöhnlich schnell und komfortabel – ein nahtloser Abschluss eines ohnehin schon beeindruckenden Flugerlebnisses.
Unser Fazit
Die neue Lufthansa Allegris First Class hat unsere ohnehin hohen Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern in vielen Bereichen übertroffen. Schon die Umbuchung auf das neue Produkt fühlte sich wie ein besonderer Glücksfall an – und rückblickend war es genau die richtige Entscheidung. Vom Service am Boden in München über die außergewöhnlich freundliche und engagierte Crew bis hin zur Privatsphäre und dem Komfort der neuen Suite: Dieser Flug zählt zu unseren bislang besten Erlebnissen mit Lufthansa.
Die Doppelsuite im A350 ist ohne Frage das Highlight der neuen Kabine. Sie bietet ein Raumgefühl, das man in der Lufthansa First Class bisher nicht kannte und setzt mit ihrem Design, den technischen Features und dem hohen Schlafkomfort deutliche Akzente gegenüber dem bisherigen Produkt. Auch wenn kleine Details nicht ganz perfekt waren, beeinträchtigten sie den Gesamteindruck in keinster Weise. Besonders hervorzuheben ist der außergewöhnliche Service der Crew: aufmerksam, herzlich, professionell und mit spürbarer Freude an der Arbeit. Genau diese Momente machen einen Flug unvergesslich.
Insgesamt lässt sich sagen: Die neue Allegris First Class markiert einen echten Schritt nach vorn für Lufthansa. Sie ist modern, hochwertig und endlich wieder ein Produkt, das im internationalen Vergleich selbstbewusst mithalten kann. Für uns war es ein außergewöhnlicher Flug, der Lust auf mehr macht – und (hoffentlich) nicht das letzte Mal, dass wir mit Allegris unterwegs sein werden.
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